[1] Gruftgranaten Intro - 3:50
[2] 166 Jahr Udo - 0:50
[3] Das Altersheim in Fürstenfeld (Steinhäger, Tequila & Sliwowitz) - 1:32
[4] Nur ein Strumpf von Dir (Mandy und die ZOMBIES) - 1:25
[5] Valerie Valera (Die urinalen Bärentaler) - 3:27
[6] Es wird Heller - 1:53
[7] ÖD 3 - steif dabei! - 0:55
[8] Würstchen an die Macht - 1:57
[9] Friss oder stirb (Verleihung des Ingeborg Bachhendlpreises) - 3:20
[10] Küss die Wand EA Blau - 2:15
[11] EA-FLAU Medley - 2:30
[12] Einfach zum nachschenken - 1:12
[13] Konstantin der Nasenbär - 1:33
[14] Ziwuwu - 2:53
[15] Austroflop (Good old austropop is dying) - 1:29
[16] Musik komt aus der Gruft - 1:52
[17] Ein brennheisses Krautfleisch - 1:22
[18] 3 weisse Tauben - 3:13
[19] Solo für Urinschüssel - 0:55
[20] Austria Blei: Jö, schau (Morschi Danzer) - 1:02
[21] Austria Blei: Matt & Mattscher (Rainhard Fencheltee) - 1:30
[22] Austria Blei: Langsam wachst er Z´am (Wolfgang Schwamm-boss) - 2:42
[23] Auf sieben Krücken - 1:23
[24] Frogt´s mi wann ma gehn muss - 1:29
[25] A ganz klana Indiana - 1:04
[26] Gruftgranaten Finale - 3:34
[27] Ziwuwu (Anton aus Dschibuti-Mix) [Single Version] - 4:24
Klaus Eberhartinger - Voice, Vocal, Producer
Thomas Spitzer - Music, Producer
Kurt Keinrath - Music, Producer
Klaus Biedermann - Music, Producer
Marc Duran - Music, Producer
Leo Bei - Music
Franz Zettl - Music
Andy Töfferl - Music
Andrea Keinrath - Music, Producer
Anna Neumaster - Music
Alex Deutsch - Music
Klaus Eberhartinger probiert es also alleine. Fernab von jeglicher
EAV-Konvention (wenn es diese überhaupt gibt) versucht er es in
der Stimmungslieder-Ecke, zumindest wenn man von den drei Demosongs auf
www.eav.at auf die anderen schließen kann. Nun ja, warum nicht,
hat es doch mit "Drei weiße Tauben" auf Mallorca geklappt. Doch
trotzdem ist diese Entwicklung in Richtung synthetischer Computermusik
bedenklich ... Inzwischen wurde das Cover veröffentlicht (siehe
links). Mit der gut gelungenen Karikatur nehmen Tom und Klaus sich zwar
wunderbar selbst auf den Arm, aber als Cover ist es ziemlich
mißlungen! Ohne Wiedererkennungseffekt werden die wenigsten
Laufkunden die CD im Regal beachten, geschweige denn sie als ein
Fast-EAV-Album erkennen. Außerdem wirkt die CD durch ein
fehlendes Logo und verwendeter Standardschriftart billig produziert.
... einige Zeit ist vergangen ...
Tja. Ich gebe es zu. Auf dieser Homepage habe ich bis jetzt für
die Gruftgranaten nicht umbedingt eine Lobeshymne vom Stapel gelassen.
Doch nun ist die CD bei mir eingetroffen und hat meine Meinung um 180
Grad gewendet ... Zum ersten Mal zeigen sich Eberhartinger & Co.
(Es sind die meisten EAV-Mitglieder beteiligt gewesen) von ihrer rein
kabarettistischen Seite. Und glücklicherweise mit einer
Live-Aufnahme. Denn jeder, der schon mal auf einem EAV-Konzert war,
weiß, was die EAV auszeichnet. Einziger Wehmutstropfen ist,
daß viele Gags auf dieser CD die treuen Konzert-Besucher bereits
von der HiHö- bzw. Himbeer-Tour kennen werden.
Ein Wort noch zum Cover: Ich bleibe bei der Meinung, daß es sehr
unglücklich gewählt ist! Die Karikatur (ein Mini-Poster) im
Booklet ist dagegen hervorragend!
www.verunsicherung.de
Wer den Namen Klaus Eberhartinger hört denkt unweigerlich an die
österreichische Kultband "Erste Allgemeine Verunsicherung", kurz
EAV genannt, und an spießig, treffenden, kritischen Humor.
Austro-Pop-Rock mit großer Anhängerschar im Gefolge. Doch in
der letzten Zeit war es reichlich ruhig um die Formation EAV. Kein
Wunder, stürzte man sich doch gemeinsam in ein neues, gewaltiges
und für Aufsehen sorgendes Projekt - genannt "Klaus Eberhartinger
& Die Gruftgranaten". Denn hinter den Gruftgranaten verbergen sich
keine Wenigen als die Musiker der ehemaligen EAV. Gleich
vorweggenommen. Der Untergang der "Ersten Allgemeinen Verunsicherung"
ist damit nicht besiegelt. Neue Projekte erfordern schlagkräftige
Argumente. Was sich in Wahrheit hinter dem skurrilen Bandnamen
verbirgt, ist nichts anderes als eine neue, große Produktion
bissiger Parodien, perfekt Inszeniert. Eine Comedy-Show, die so manch
einer Rockgröße die Scharmesröte ins Gesicht treiben
wird. "Herzlich willkommen im Kurhaus des Austrorock-Sanatorium! Die
Gruftgranaten laden zum 5 Uhr Blasentee, einer Benefizveranstaltung
zugunsten des in den letzten Zügen liegenden Austro-Pop!" Da
braucht man kaum noch etwas zu sagen. Es wirken mit: der älteste
Patient Udo J., Wolfgang Schwammbross, Morschi Danzer, Reinhard
Fencheltee, STS - Steinhäger, Tequila und Sliwovic, Stefanie
Werger, der depressive Peter Maffay, K. Wecker, Falco aus dem Off,
Halder, und viele mehr. Die Größen des Austropop werden ein
für allemal zu Grabe getragen. "Austropop in Tot-Weiß-Tot" -
ein flottes Werk, typisch EAV, mit der nötigen Portion
Schmäh. Eine "Live"-Show, moderiert von Klaus Eberhartinger alias
Prof. Schmähdizinalrat Klaus Leberhartinger, mit Songs aus
vergangenen Tagen, neu verpackt und von den Gruftgranaten
präsentiert. Eine nette Alternative. Unbedingt für den Herbst
vormerken. Dann geht es auf große Tour.
Rainer Molz
Endstation Austro-Pop-Sanatorium
Rummel um die Anti-Haider-Schüssel-Persiflage der "Ersten
Allgemeinen Verunsicherung" Der Regierungswechsel in Österreich
hat auch Auswirkungen auf das kulturelle Leben. Die Probleme mit dem
Ingeborg-Bachmann-Preis waren offensichtlich nur der Auftakt. Jetzt
wurden "Klaus Eberhartinger & Die Gruftgranaten" (aka "EAV - Erste
Allgemeine Verunsicherung") vom Bannstrahl getroffen. Grund: sie setzen
sich im Lied "Valerie Valera - Haiders Sprung in seiner Schüssel"
auf ihrer aktuellen CD mit der politischen Situation in ihrer Heimat
auseinander. Eberhartinger: "Es zeigt sich, dass es jetzt schon eine
eigene Definition von Kultur gibt".
An sich ist die CD "Austropop in Tot-Weiß-Tot/2000 Jahre sind
genug" ein Glanzstück der Selbstironie auf die ergraute
österreichische (und auch deutsche) Pop- und Rockszene. "Lange
nicht mehr so herzhaft gelacht" ist das unisono artikulierte
Qualitätsmerkmal, mit dem diese Scheibe über die angejahrten
Vorstreiter alpenländischer Rockkultur und deren physisches und
tonales Altenteil herzieht.
Auslöser der politischen Querelen ist ein Lied von 27 (!) auf
dieser CD. Textauszug: "Schau mal, jetzt bin ich Kanzler, sagt der
Wolfgang zur Mama / hüpft vor Freude wie ein Tanzbär und
kriecht dem Haider in den Aaaa... / Der kniet vor der Synagoge um sich
zu rehabilitieren / und sollte das noch nicht genügen, wird er
einen Neger adoptieren ... / ... Doch am Horizont ist Hoffnung, da
steht ein riesengroßes Klo / Dorthin zieht’s die beiden
Helden / und ihr Abgang der klingt so..." (Anmerkung: Gimmick
Klospülung). Schlussendlich wird Kanzler Schüssel noch der
Spruch in den persiflierten Mund gelegt: "Jetzt hab’ ich mir
‘s Mascherl schmutzig g’macht / sind lauter braune
Würschtl dran..."
Die ersten Kommentare von Journalisten auf die CD-Präsentation
waren: "Ihr traut’s Euch was", erzählt Klaus Eberhartinger
der nmz. Aber wenn diese Nummer schon bedeute, dass man sich was traue,
so der Sänger und Texter, dann sei es höchste Zeit, dass man
noch viel schärfere Lieder schreibe. Der
FPÖ-Generalsekretär Westenthaler, so Eberhartinger, "war erst
aufgebraust, hat dann aber gebremst". Es sei ihm "wohl auch gekommen,
was er denn überhaupt einklagen möchte". Im Song würden
nur Original-Haider-Zitate verwendet. "Aber die Reaktionen kommen
inzwischen hinten herum", fährt Eberhartinger fort. "Über
diverse Gremien und beim ORF gibt es jetzt andere Mehrheiten und da
kriegen wir das schon zu spüren".
Das ORF-Fernsehen artikulierte gegenüber dem EAV-Agenten Hage
Hein, dass Eberhartinger "wenn er mal wieder ‘was Lustiges macht"
gerne vorbeischauen dürfe "aber bitte ohne politischen
Hintergrund". "Natürlich spielt auch das ORF-Radio" dieses Lied
nicht, so Hein.
Dass die Auseinandersetzungen in den öffentlich-rechtlichen Medien
durchaus tiefgreifendere Ausmaße anzunehmen beginnen, weiß
auch der EAV-Sänger mit einem eigenen Erlebnis zu unterstreichen.
In einem ORF-Landesstudio hätten ihm Redakteure, die durchaus
hochwertige Sendungen machen, eigene Erfahrungen geschildert. Einmal
sei "Haider mit seinen Buberln" zu einer Sendung gekommen. Die
"Buberln" seien lediglich aufgefordert worden, das Sendestudio zu
verlassen. "Als der Tross wieder raus marschiert ist, hat sich der
Letzte umgedreht und zu dem Radioredakteur gesagt: ‘Und Du kommst
auch noch in unsere Gasse’", schildert Eberhartinger sichtlich
betroffen. Das sei für ihn eine "ganz böse Denkweise" und es
werde "ganz offensichtlich, wes Geistes Kind diese Leute sind".
Er finde auch, dass ein "sehr bunter Teil der Presse" dem
"Jörgerl" unglaubliche Hilfe leiste, "indem sie ihn wichtig macht
und ihn am Leben erhält". Eberhartinger vertritt die These, dass
es das Schlimmste für Haider sei, ihn mit seinen
Äußerungen zu ignorieren. Wenn man ihm mediale Plattformen
biete, präsentiere er sich als Mr. Harmlos. "So wie bei der
Talkshow in Deutschland. Da war er der ‘Teflon-Jörgerl at
it’s best’! Der hat doch alles an sich abtropfen lassen -
mit einem Augenzwinkern nach Rechts: ,Wir reden nachher schon
drüber, das muss ich halt jetzt so sagen’".
Aber seine Schwachstelle sei eine gewisse Eitelkeit. Dazu gehöre
auch die, Kanzler zu werden: "So groß er als Taktiker ist, aber
das möchte er schaffen". Weshalb Eberhartinger auch die Gefahr
eines Bruchs der Koalition sieht: "Das ist sicher sein Ziel, um aus der
Opposition heraus als der rettende Engel aufzusteigen".
Die EU-Sanktionen hält der EAV-Sänger "als Reaktion für
absolut richtig - politisch ist es aber Blödsinn, weil sie im Land
genau das Gegenteil bewirken". Diese Sanktionen hätten "das
nationale Zusammenrücken unterstützt", weil die Leute sagen
"so kann man mit uns nicht umgehen." Und das habe zur Folge, "dass die
Leute dem Haider Recht geben und Ausländerfeindlichkeit wieder
lauter geäussert" werde. Die Pauschalisierung und Beschimpfung von
Touristen und Besuchern (z.B. in Frankreich) als Nazis und
vermeintliche Proteste wie Aussperren aus Hotels oder das Abbrechen von
Studienaustauschprogrammen spiele den Ball nur der Haider-Fraktion zu.
Für ihn sei das "die gleiche lächerliche Diskriminierung, wie
jene, die man dem Haider vorwirft".
Eberhartinger sieht das Problem tiefgründiger angesiedelt. "Der
Haiderismus soll exportiert werden". Dazu gebe es auch schon Treffen in
Kärnten, "mit dem Bestreben, daraus eine paneuropäische
Bewegung zu machen". Deshalb müsse man sich auf EU-Ebene ganz
schnell darüber klar werden, dass es mit Sanktionen gegen
Österreich alleine nicht getan sei: "Wenn so etwas europaweit
geschieht, muss man sich einen Maßnahmenkatalog überlegen,
wenn demokratische Werte verletzt werden."
Die Ursache für die EU-Sanktionen durch bestimmte Länder
sieht er in deren eigener Unsicherheit. "Ich glaube, dass Leute wie der
Chirac irrsinnig schwitzen vor den rechtspopulistischen Bewegungen im
eigenen Land." Aber gerade deswegen bedürfe es einer einheitlichen
Linie der EU gegen Leute wie Le Pen, Schönhuber, Berlusconi &
Co.
Nochmals auf "den Österreicher" zurückkommend, reflektiert er
die Historie: "Die Österreicher hatten immer schon ein Problem bei
der Bewältigung der Vergangenheit. Wir waren zwar dabei, aber wir
waren es nicht! Man hat uns irgendwie gezwungen!" Kanzler Vranitzky sei
der erste gewesen, der ein offenes Wort zu diesem Thema gesprochen
habe. "Bis dahin haben sie alle ganz kleine Eier bekommen, wenn es um
diese Vergangenheit ging."
In Österreich gebe es "allgemein ein Wertesystem, das
erzkonservativ ist - aber nicht rechtspopulistisch". Diese Werte
zielten "weniger auf dieses nationalistische Element", so
Eberhartingers Einschätzung der Landsleute. Die FPÖ
schöpfe für ihn aus einem anderen politischen Topf als die
Mehrheit der Bevölkerung. Abgeräumt habe die FPÖ
insbesondere bei den Arbeitern und jungen Leuten. Auch Leute aus seiner
Umgebung ("ja spinnt ihr, was habt ihr gewählt") hätten
für Begriffe wie "Bewegung und Veränderung" votiert.
"Klarerweise, weil die Sozialdemokraten alle total verknöchert"
waren. Wenn, dann müsse man eigentlich der SPÖ den Hauptvor-
wurf für die jetzige Entwicklung machen, weil diese vorher "eine
Scheiss-Politik gemacht und sich nicht mehr bewegt" habe.
Die "Schlüsselfigur Schüssel" sei zwar letztendlich der
ÖVP-Vorsitzende selbst gewesen, dessen "Profilierungsneurose" die
EAV im Song konterkarieren. Aber dass der seine Partei ("unter 20
Prozent, mit beiden Beinen im Grab stehend und gerade dabei sich
niederzulegen") wieder aufrichten wollte, könne man ihm nicht
vorwerfen. "Dass er das aber um diesen hohen Preis gemacht habe, sei
das Risiko eines Gamblers".
Musiker-Protest!?
Und was machen die österreichischen Musiker und Musikerinnen? Es
sollte - ähnlich World-Aid - ein Song entstehen, bei dem alle
gemeinsam singen, erzählt Eberhartinger. Das aber habe sich durch
Profilierungsprobleme Einzelner verzögert. Gescheitert sei das
Projekt dann aber an der Frage: "Ja wo spielt ihr das denn?". Nur bei
den Auftritten war offenkundig zu wenig. Und in das Radio kommen die
österreichischen Künstler schon lange nicht mehr. Ö3 sei
"der einzig englischsprachige Sender Österreichs", so die
EAV-Persiflage im Titel "ÖD3".
Die EAV habe danach beschlossen, ihren Haider-Schüssel-Song auf
die nächste CD zu packen. Was die anderen jetzt machen, wisse er
nicht so genau. Der Fendrich habe ihn aber überrascht: "Das ist
ein aufrechter Antifaschist, der mault auch". Entsprechend solle es
auch ein Projekt von "A3" (Danzer-Fendrich-Ambros) geben.
Für sie selbst sei der inkriminierte Titel wichtig. Der Grundtenor
der "Gruftgranaten"-CD sei jedoch der, dass österreichische
Künstler schon lange nicht mehr in den österreichischen
Medien vertreten seien. Als Karikatur habe man sich daher entschlossen,
die Zeit um einige Jahre anzustoßen und die Damen und Herren
Rockstars im Altersheim zu zeigen. Motto: Kraft durch Bosheit! Der
bekannte Cartoonist Manfred Deix hat dazu ein mit viel Akribie
gezeichnetes Bild entstehen lassen. Das "Austro-Pop-Sanatorium" quasi
als Endstation und "letztes Abendmahl" - mit den Spritzen-schwingenden
Pflegern Haider und Schüssel im Hintergrund.
"Die können noch über sich selbst lachen, sind noch nicht
komplett fossil und verkalkt", charakterisiert Eberhartinger seine
Kollegen. Bis auf Stefanie Werger hätten alle die Freigabe
für die textlich oft krass veränderten Songs gegeben. Aus
"STS" wurden "Steinhäger-Tequila-Sliwowitz", Falcos "Amadeus"
wurde "(Man muss wiss’n) Wann ma geh’n muss", denn in
Österreich sei scheinbar nur ein toter Musiker ein guter Musiker.
Wolfgang Ambros aka "Schwamm-Boss" muss sich als Viagra-Kandidat mit
Prostataproblemen und aufgequollen im Rollstuhl schieben lassen. "Auf
sieben Krücken musst du gehen, sieben Ärzte musst du
überstehn..." - das Los des Peter Maffay. Und Konstantin Wecker
wird zum Koks-suchenden "Nasenbär" ("Während die anderen sich
alle niedergsuffa ham - legal - im Bierzelt, da war ich halt schon
immer a wenig weida - praktisch eine Nasenlänge voraus...").
Schlussendlich ist die "EAV" (aka "EA-Flau / EA-Blau = eher flau/blau)
auch sich selbst gegenüber nicht zimperlich. Zur Melodie des
einstigen Millionenhits "Banküberfall" heisst es jetzt "Der
Spitzer der ist fertig, der Eber auch / die Zukunft ham sie hinter sich
/ und vorne einen Bauch / Der letzte Scheck ist weg / sie sind nicht
mehr liquid / Seit 20 Jahr’n ham sie keinen Hit /
Ba...ba...ba...ndscheibenvorfall...". Selbstironie, wie man sie
eigentlich auch Haider und Schüssel abverlangen müsste.
Bernd Schweinar Neue Music Zeitung
Zweite Allgemeine Verunsicherung
In Österreich hält sich die Lust, einen Anti-Haider-Song im Radio zu spielen, ganz furchtbar in Grenzen
Wenn sich eine Band "Erste Allgemeine Verunsicherung" (Fankürzel:
EAV) nennt und aus Österreich kommt, sollte das Publikum gewarnt
sein: Das kann ja heiter werden! EAV bediente jahrelang das Klischee
vom lustigen singenden Ösi mit Titeln, die Ding Dong hießen
oder Würstlstand. Der Bababanküberfall erklomm 1986 in der
Übersetzung Bankrobbery sogar die Spitze der US-Charts. Nun
herrscht wieder Verunsicherung. EAV-Sänger Klaus Eberhartinger hat
unter dem Namen "Die Gruftgranaten" eine Platte mit ehemaligen
EAV-Kollegen aufgenommen, die gar nicht so blöd ist. Das Werk
Austropop in Tot-Weiß-Tot wirkt erstaunlich ernsthaft,
stellenweise geradezu politisch ambitioniert. Der Titel Valerie Valera
- Haiders Sprung in der Schüssel kommt vielen Sendern allerdings
derart politisch vor, dass sie das Radio- und Fernsehvolk damit lieber
nicht verunsichern wollen.
"Die Original Bärentaler" alias Gruftgranaten alias EAV singen auf
der CD über Jörg Haiders Hilfsdienste bei der
Regierungsbildung: "Jö schau, jetzt bin ich Kanzler / sagt der
Schüssel zu der Mama / hüpft vor Freude wie ein Tanzbär
/ und kriecht dem Haider in den A. / doch der kniet vor Synagogen, um
sich zu rehabilitier'n / und sollte das noch nicht genügen / tut
er an Neger adoptier'n. " Das Stück sei vielen Sendern zu heikel,
vermutet Eberhartinger. Im Radio ist es praktisch nie zu hören.
Seit sechs Monaten regiert Jörg Haiders FPÖ in Wien mit, und
für Österreichs Medien hat sich das Klima spürbar
verändert. Das Motto der Haider-Partei: Wer nicht für uns
ist, ist gegen uns. Journalisten, die der FPÖ nicht genehm sind,
werden von Pressekonferenzen ausgeschlossen, bekommen keine Interviews
mehr oder werden mit Klagen bombardiert. Das Nachrichtenmagazin News
etwa zeigte Haider mit Teufelshörnchen auf dem Cover - und wurde
verklagt. Seit 1986 war Haider in mehr als 350 Gerichtsverfahren zu
Medienthemen verwickelt. Viele Kommentatoren begegnen Haider deshalb
mit leichter Ironie, vermeiden aber harte Kritik.
Wer trotzdem den Mund aufmacht, bekommt es mit den Anwälten der
FPÖ zu tun. Die Kleine Zeitung in Kärnten hatte Haider
kürzlich vorsichtig kritisiert und wurde von der FPÖ deswegen
heftig eingeschüchtert. Der Kärtner Landeshauptmann solle
nicht länger "dem eigenen Ego zuliebe" in der Welt herumreisen,
schrieb die für Landespolitik zuständige Redakteurin Antonia
Gössinger in einem offenen Brief an Haider, sondern endlich seine
"Verantwortung im Land" wahrnehmen.
Eine Frage des Formats
Daraufhin rief die Kärtner FPÖ in ihrem Mitgliederblatt dazu
auf, die Kleine Zeitung abzubestellen.
FPÖ-Landesgeschäftsführer Kurt Scheuch nannte die
Zeitung ein "linkslastiges Kampfblatt gegen unsere
Gesinnungsgemeinschaft".
Aus Angst vor der FPÖ kommt, anders als bei der Kleinen Zeitung,
schnell die Schere im Kopf zum Einsatz. Das ORF-Kuratorium ist
mehrheitlich von Mitgliedern der ÖVP und der FPÖ besetzt, was
bei einigen Redakteuren zu übermäßiger Vorsicht
führt. Der "Gruftsgranaten"-Song sei "zu kabarettistisch", "zu
brisant" und "zu kritisch", bekam die Münchner Plattenfirma Blanko
Musik immer wieder zu hören, wenn sie bei Sendern anfragte, ob sie
die CD vorstellen wollten.
"Die Texte passen formatmäßig nicht ins Programm", sagt auf
Anfrage auch Walter Reischl, Musikchef bei Radio Steiermark, "wir sind
ein unabhängiger Sender und können keine politischen Songs
spielen, sonst würden wir ja Partei ergreifen. Ein Anti-Haider
Song auf Radio Steiermark - das geht nicht!" Martin Blank, Programmchef
beim niederösterreichischen Privatsender RPN, sagt:"Völlig
wertfrei betrachtet: Das Album ist bei uns nicht spielbar, weil das
einfach keine gute Radiomusik ist. " Bei Bayern 3 und Antenne Bayern
war Klaus Eberhartinger jeweils eine Stunde zu Gast, um seinen
Anti-Haider-Song vorzustellen.
Öd 3 - steif dabei
Die ORF-Fernsehsendung Willkommen Österreich feiert sonst jedes
Ösi-Sternchen ausgiebig, wollte Eberhartinger aber auch nicht im
Studio willkommen heißen. Der Künstler sei bereits für
den Herbst eingeladen, um seine neue EAV-CD zu präsentieren,
heißt es beim ORF. Bei Eberhartinger kam die Absage so an: Wenn
er mal wieder was recht Lustiges mache, könne er gerne
vorbeischauen, aber bitte ohne politische Absichten. Die Entscheidung
über die Einladung von Stargästen treffe die Redaktion
"ausschließlich nach journalistischen Gesichtspunkten", sagt
Reinhard Mildner, verantwortlich für Willkommen Österreich.
Von einem Auftrittsverbot könne nicht die Rede sein. Nur in
Ausnahmefällen würden Stargäste mehrmals bei Willkommen
Österreich eingeladen. In der populären Fernsehshow werden
oft CDs vorgestellt, die Nummern werden nur mit einigen Takten
angespielt. "Das Argument, der Inhalt der CD sei zu politisch,
entkräftet sich dadurch von alleine", argumentiert Reinhard
Mildner.
Der Humor des Künstlers habe sich sicher nicht wesentlich
verändert, sagt Hage Hein von Eberhartingers Plattenfirma Blanko
Musik, "und es gibt auch jede Menge Unpolitisches auf dem Album". Der
50-jährige Eberhartinger beschäftigt sich auf der CD
musikalisch und inhaltlich nur am Rande mit Haider, hauptsächlich
geht es um den Niedergang des Austro-Pops. Er verulkt die "3
Senilöre" Rainhard Fendrich (Rainhard Fencheltee), Wolfgang Ambros
(Wolfgang Schwamm-Boss) und Georg Danzer (Morschi Danzer). Die Songs
tragen Titel wie Würstchen an die Macht oder Öd 3 - steif
dabei. Kann denn Schwachsinn Sünde sein?
Klaus Eberhartinger ist über den Umgang der österreichischen
Sender mit seinem regierungskritischen Stück "belustigt bis
entsetzt". Eine Ausnahme machte nur das ORF-Landesstudio Salzburg. Als
Eberhartinger dort kürzlich zu Gast war, um die CD mit dem
Anti-Haider-Song zu präsentieren, berichtete ihm ein Redakteur
über eine Begegnung mit der FPÖ. Haiders Bodyguard habe sich
nach einer Talkshow vor dem ORF-Mitarbeiter aufgebaut und geraunt: "Du
kommst auch noch in unsre Gass'n. " Ja, Servus!
TITUS ARNU - Süddeutsche Zeitung 11 August 2000
Bildunterschrift:
Die "Gruftgranaten" machen das, was Österreicher am besten
können: Sie blamieren andere Österreicher. In Deix'
Austropop-Sterbezimmer ist es verboten, Selbstmord zu begehen oder "in
die Hose Lulu" zu machen. Jörg Haider (re. ) hat auf das Airplay
der CD offenbar einen gewissen Einfluss.
Valerie,Valera - Haiders Sprung in seiner Schüssel
Tief im Herzen von Europa
Liegt ein schönes kleines Land
Das trotz Mozart, Wien und Oper
Auf dem Globus kaum bekannt
Doch das hat sich nun geändert
Denn das Volk das hat gewählt
Und hat jetzt eine Regierung
Die erstaunt die ganze Welt
Und von Washington bis Brüssel
Ist der Zugang scharf vermint
Danke Haider, Danke Schüssel
Jedes Volk bekommt was es verdient
Vallerie, Vallera immer wieder Austria
Vallerie, Vallero wir sind die Krone der EU
Vallerie, Vallera immer wieder Austria
Ja das hat uns gerade noch gefehlt
Heut kennt uns jeder auf der ganzen Welt
[Stimme Jörg Haider:]
Im dritten Reich gab es Vorfälle, die nicht Entschuldbar waren, wenn sie so wollen war es halt Massenmord. Natürlich gibt es Äußerungen, die mir zugeordnet werden, für die ich mich auch meinetwegen entschuldige.
Jö schau, jetzt bin ich Kanzler, sagt der Wolfgang zur Mama,
hüpft vor Freude wie ein Tanzbär und kriecht dem Haider in den A....
Aber der kniet vor der Synagoge,
um sich zu rehabilitieren und
sollte das noch nicht genügen wird er an Neger adoptieren.
Immer wieder, immer wieder Österreich
Doch am Horizont ist Hoffnung, da steht ein riesengroßes Klo,
dort hin zieht´s die beiden Helden und ihr Abgang der klingt so:
"... geh Jörgerl jetzt hab ich mir das Mascherl schmutzig gmacht
sind lauter braune Würschtln drauf"
Vallerie, Vallera immer wieder Austria
Vallerie, Vallero wir sind die Krone der EU
Vallerie, Vallera immer wieder Austria
Ja das hat uns gerade noch gefehlt
Heut kennt uns jeder auf der ganzen Welt