..:: audio-music dot info ::..


Main Page    The Desert Island    Copyright Notice
Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz


Erste Allgemeine Verunsicherung: Austropop in Tot-Weiss-Tot - 2000 Jahren sind genug

 A l b u m   D e t a i l s

Artist: Erste Allgemeine Verunsicherung
Title: Austropop in Tot-Weiss-Tot - 2000 Jahren sind genug
Released: 2000
Label: Virgin Music
Time: 55:34
Producer(s): See Artists ...
Appears with:
Category: Austropop
Rating: *********. (7/10)
Media type: CD
Purchase date:  2000.12.16
Price in €: 15,99
Web address: www.eav.at

 S o n g s ,   T r a c k s


[1] Gruftgranaten Intro - 3:50
[2] 166 Jahr Udo - 0:50
[3] Das Altersheim in Fürstenfeld (Steinhäger, Tequila & Sliwowitz) - 1:32
[4] Nur ein Strumpf von Dir (Mandy und die ZOMBIES) - 1:25
[5] Valerie Valera (Die urinalen Bärentaler) - 3:27
[6] Es wird Heller - 1:53
[7] ÖD 3 - steif dabei! - 0:55
[8] Würstchen an die Macht - 1:57
[9] Friss oder stirb (Verleihung des Ingeborg Bachhendlpreises) - 3:20
[10] Küss die Wand EA Blau - 2:15
[11] EA-FLAU Medley - 2:30
[12] Einfach zum nachschenken - 1:12
[13] Konstantin der Nasenbär - 1:33
[14] Ziwuwu - 2:53
[15] Austroflop (Good old austropop is dying) - 1:29
[16] Musik komt aus der Gruft - 1:52
[17] Ein brennheisses Krautfleisch - 1:22
[18] 3 weisse Tauben - 3:13
[19] Solo für Urinschüssel - 0:55
[20] Austria Blei: Jö, schau (Morschi Danzer) - 1:02
[21] Austria Blei: Matt & Mattscher (Rainhard Fencheltee) - 1:30
[22] Austria Blei: Langsam wachst er Z´am (Wolfgang Schwamm-boss) - 2:42
[23] Auf sieben Krücken - 1:23
[24] Frogt´s mi wann ma gehn muss - 1:29
[25] A ganz klana Indiana - 1:04
[26] Gruftgranaten Finale - 3:34
[27] Ziwuwu (Anton aus Dschibuti-Mix) [Single Version] - 4:24

 A r t i s t s ,   P e r s o n n e l


Klaus Eberhartinger - Voice, Vocal, Producer
Thomas Spitzer - Music, Producer
Kurt Keinrath - Music, Producer
Klaus Biedermann - Music, Producer
Marc Duran - Music, Producer
Leo Bei - Music
Franz Zettl - Music
Andy Töfferl - Music
Andrea Keinrath - Music, Producer
Anna Neumaster - Music
Alex Deutsch - Music

 C o m m e n t s ,   N o t e s


Klaus Eberhartinger probiert es also alleine. Fernab von jeglicher EAV-Konvention (wenn es diese überhaupt gibt) versucht er es in der Stimmungslieder-Ecke, zumindest wenn man von den drei Demosongs auf www.eav.at auf die anderen schließen kann. Nun ja, warum nicht, hat es doch mit "Drei weiße Tauben" auf Mallorca geklappt. Doch trotzdem ist diese Entwicklung in Richtung synthetischer Computermusik bedenklich ... Inzwischen wurde das Cover veröffentlicht (siehe links). Mit der gut gelungenen Karikatur nehmen Tom und Klaus sich zwar wunderbar selbst auf den Arm, aber als Cover ist es ziemlich mißlungen! Ohne Wiedererkennungseffekt werden die wenigsten Laufkunden die CD im Regal beachten, geschweige denn sie als ein Fast-EAV-Album erkennen. Außerdem wirkt die CD durch ein fehlendes Logo und verwendeter Standardschriftart billig produziert.

... einige Zeit ist vergangen ...

Tja. Ich gebe es zu. Auf dieser Homepage habe ich bis jetzt für die Gruftgranaten nicht umbedingt eine Lobeshymne vom Stapel gelassen. Doch nun ist die CD bei mir eingetroffen und hat meine Meinung um 180 Grad gewendet ... Zum ersten Mal zeigen sich Eberhartinger & Co. (Es sind die meisten EAV-Mitglieder beteiligt gewesen) von ihrer rein kabarettistischen Seite. Und glücklicherweise mit einer Live-Aufnahme. Denn jeder, der schon mal auf einem EAV-Konzert war, weiß, was die EAV auszeichnet. Einziger Wehmutstropfen ist, daß viele Gags auf dieser CD die treuen Konzert-Besucher bereits von der HiHö- bzw. Himbeer-Tour kennen werden.

Ein Wort noch zum Cover: Ich bleibe bei der Meinung, daß es sehr unglücklich gewählt ist! Die Karikatur (ein Mini-Poster) im Booklet ist dagegen hervorragend!

www.verunsicherung.de



Wer den Namen Klaus Eberhartinger hört denkt unweigerlich an die österreichische Kultband "Erste Allgemeine Verunsicherung", kurz EAV genannt, und an spießig, treffenden, kritischen Humor. Austro-Pop-Rock mit großer Anhängerschar im Gefolge. Doch in der letzten Zeit war es reichlich ruhig um die Formation EAV. Kein Wunder, stürzte man sich doch gemeinsam in ein neues, gewaltiges und für Aufsehen sorgendes Projekt - genannt "Klaus Eberhartinger & Die Gruftgranaten". Denn hinter den Gruftgranaten verbergen sich keine Wenigen als die Musiker der ehemaligen EAV. Gleich vorweggenommen. Der Untergang der "Ersten Allgemeinen Verunsicherung" ist damit nicht besiegelt. Neue Projekte erfordern schlagkräftige Argumente. Was sich in Wahrheit hinter dem skurrilen Bandnamen verbirgt, ist nichts anderes als eine neue, große Produktion bissiger Parodien, perfekt Inszeniert. Eine Comedy-Show, die so manch einer Rockgröße die Scharmesröte ins Gesicht treiben wird. "Herzlich willkommen im Kurhaus des Austrorock-Sanatorium! Die Gruftgranaten laden zum 5 Uhr Blasentee, einer Benefizveranstaltung zugunsten des in den letzten Zügen liegenden Austro-Pop!" Da braucht man kaum noch etwas zu sagen. Es wirken mit: der älteste Patient Udo J., Wolfgang Schwammbross, Morschi Danzer, Reinhard Fencheltee, STS - Steinhäger, Tequila und Sliwovic, Stefanie Werger, der depressive Peter Maffay, K. Wecker, Falco aus dem Off, Halder, und viele mehr. Die Größen des Austropop werden ein für allemal zu Grabe getragen. "Austropop in Tot-Weiß-Tot" - ein flottes Werk, typisch EAV, mit der nötigen Portion Schmäh. Eine "Live"-Show, moderiert von Klaus Eberhartinger alias Prof. Schmähdizinalrat Klaus Leberhartinger, mit Songs aus vergangenen Tagen, neu verpackt und von den Gruftgranaten präsentiert. Eine nette Alternative. Unbedingt für den Herbst vormerken. Dann geht es auf große Tour.

Rainer Molz



Endstation Austro-Pop-Sanatorium

Rummel um die Anti-Haider-Schüssel-Persiflage der "Ersten Allgemeinen Verunsicherung" Der Regierungswechsel in Österreich hat auch Auswirkungen auf das kulturelle Leben. Die Probleme mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis waren offensichtlich nur der Auftakt. Jetzt wurden "Klaus Eberhartinger & Die Gruftgranaten" (aka "EAV - Erste Allgemeine Verunsicherung") vom Bannstrahl getroffen. Grund: sie setzen sich im Lied "Valerie Valera - Haiders Sprung in seiner Schüssel" auf ihrer aktuellen CD mit der politischen Situation in ihrer Heimat auseinander. Eberhartinger: "Es zeigt sich, dass es jetzt schon eine eigene Definition von Kultur gibt".

An sich ist die CD "Austropop in Tot-Weiß-Tot/2000 Jahre sind genug" ein Glanzstück der Selbstironie auf die ergraute österreichische (und auch deutsche) Pop- und Rockszene. "Lange nicht mehr so herzhaft gelacht" ist das unisono artikulierte Qualitätsmerkmal, mit dem diese Scheibe über die angejahrten Vorstreiter alpenländischer Rockkultur und deren physisches und tonales Altenteil herzieht.

Auslöser der politischen Querelen ist ein Lied von 27 (!) auf dieser CD. Textauszug: "Schau mal, jetzt bin ich Kanzler, sagt der Wolfgang zur Mama / hüpft vor Freude wie ein Tanzbär und kriecht dem Haider in den Aaaa... / Der kniet vor der Synagoge um sich zu rehabilitieren / und sollte das noch nicht genügen, wird er einen Neger adoptieren ... / ... Doch am Horizont ist Hoffnung, da steht ein riesengroßes Klo / Dorthin zieht’s die beiden Helden / und ihr Abgang der klingt so..." (Anmerkung: Gimmick Klospülung). Schlussendlich wird Kanzler Schüssel noch der Spruch in den persiflierten Mund gelegt: "Jetzt hab’ ich mir ‘s Mascherl schmutzig g’macht / sind lauter braune Würschtl dran..."

Die ersten Kommentare von Journalisten auf die CD-Präsentation waren: "Ihr traut’s Euch was", erzählt Klaus Eberhartinger der nmz. Aber wenn diese Nummer schon bedeute, dass man sich was traue, so der Sänger und Texter, dann sei es höchste Zeit, dass man noch viel schärfere Lieder schreibe. Der FPÖ-Generalsekretär Westenthaler, so Eberhartinger, "war erst aufgebraust, hat dann aber gebremst". Es sei ihm "wohl auch gekommen, was er denn überhaupt einklagen möchte". Im Song würden nur Original-Haider-Zitate verwendet. "Aber die Reaktionen kommen inzwischen hinten herum", fährt Eberhartinger fort. "Über diverse Gremien und beim ORF gibt es jetzt andere Mehrheiten und da kriegen wir das schon zu spüren".

Das ORF-Fernsehen artikulierte gegenüber dem EAV-Agenten Hage Hein, dass Eberhartinger "wenn er mal wieder ‘was Lustiges macht" gerne vorbeischauen dürfe "aber bitte ohne politischen Hintergrund". "Natürlich spielt auch das ORF-Radio" dieses Lied nicht, so Hein.

Dass die Auseinandersetzungen in den öffentlich-rechtlichen Medien durchaus tiefgreifendere Ausmaße anzunehmen beginnen, weiß auch der EAV-Sänger mit einem eigenen Erlebnis zu unterstreichen. In einem ORF-Landesstudio hätten ihm Redakteure, die durchaus hochwertige Sendungen machen, eigene Erfahrungen geschildert. Einmal sei "Haider mit seinen Buberln" zu einer Sendung gekommen. Die "Buberln" seien lediglich aufgefordert worden, das Sendestudio zu verlassen. "Als der Tross wieder raus marschiert ist, hat sich der Letzte umgedreht und zu dem Radioredakteur gesagt: ‘Und Du kommst auch noch in unsere Gasse’", schildert Eberhartinger sichtlich betroffen. Das sei für ihn eine "ganz böse Denkweise" und es werde "ganz offensichtlich, wes Geistes Kind diese Leute sind".

Er finde auch, dass ein "sehr bunter Teil der Presse" dem "Jörgerl" unglaubliche Hilfe leiste, "indem sie ihn wichtig macht und ihn am Leben erhält". Eberhartinger vertritt die These, dass es das Schlimmste für Haider sei, ihn mit seinen Äußerungen zu ignorieren. Wenn man ihm mediale Plattformen biete, präsentiere er sich als Mr. Harmlos. "So wie bei der Talkshow in Deutschland. Da war er der ‘Teflon-Jörgerl at it’s best’! Der hat doch alles an sich abtropfen lassen - mit einem Augenzwinkern nach Rechts: ,Wir reden nachher schon drüber, das muss ich halt jetzt so sagen’".

Aber seine Schwachstelle sei eine gewisse Eitelkeit. Dazu gehöre auch die, Kanzler zu werden: "So groß er als Taktiker ist, aber das möchte er schaffen". Weshalb Eberhartinger auch die Gefahr eines Bruchs der Koalition sieht: "Das ist sicher sein Ziel, um aus der Opposition heraus als der rettende Engel aufzusteigen".

Die EU-Sanktionen hält der EAV-Sänger "als Reaktion für absolut richtig - politisch ist es aber Blödsinn, weil sie im Land genau das Gegenteil bewirken". Diese Sanktionen hätten "das nationale Zusammenrücken unterstützt", weil die Leute sagen "so kann man mit uns nicht umgehen." Und das habe zur Folge, "dass die Leute dem Haider Recht geben und Ausländerfeindlichkeit wieder lauter geäussert" werde. Die Pauschalisierung und Beschimpfung von Touristen und Besuchern (z.B. in Frankreich) als Nazis und vermeintliche Proteste wie Aussperren aus Hotels oder das Abbrechen von Studienaustauschprogrammen spiele den Ball nur der Haider-Fraktion zu. Für ihn sei das "die gleiche lächerliche Diskriminierung, wie jene, die man dem Haider vorwirft".

Eberhartinger sieht das Problem tiefgründiger angesiedelt. "Der Haiderismus soll exportiert werden". Dazu gebe es auch schon Treffen in Kärnten, "mit dem Bestreben, daraus eine paneuropäische Bewegung zu machen". Deshalb müsse man sich auf EU-Ebene ganz schnell darüber klar werden, dass es mit Sanktionen gegen Österreich alleine nicht getan sei: "Wenn so etwas europaweit geschieht, muss man sich einen Maßnahmenkatalog überlegen, wenn demokratische Werte verletzt werden."

Die Ursache für die EU-Sanktionen durch bestimmte Länder sieht er in deren eigener Unsicherheit. "Ich glaube, dass Leute wie der Chirac irrsinnig schwitzen vor den rechtspopulistischen Bewegungen im eigenen Land." Aber gerade deswegen bedürfe es einer einheitlichen Linie der EU gegen Leute wie Le Pen, Schönhuber, Berlusconi & Co.

Nochmals auf "den Österreicher" zurückkommend, reflektiert er die Historie: "Die Österreicher hatten immer schon ein Problem bei der Bewältigung der Vergangenheit. Wir waren zwar dabei, aber wir waren es nicht! Man hat uns irgendwie gezwungen!" Kanzler Vranitzky sei der erste gewesen, der ein offenes Wort zu diesem Thema gesprochen habe. "Bis dahin haben sie alle ganz kleine Eier bekommen, wenn es um diese Vergangenheit ging."

In Österreich gebe es "allgemein ein Wertesystem, das erzkonservativ ist - aber nicht rechtspopulistisch". Diese Werte zielten "weniger auf dieses nationalistische Element", so Eberhartingers Einschätzung der Landsleute. Die FPÖ schöpfe für ihn aus einem anderen politischen Topf als die Mehrheit der Bevölkerung. Abgeräumt habe die FPÖ insbesondere bei den Arbeitern und jungen Leuten. Auch Leute aus seiner Umgebung ("ja spinnt ihr, was habt ihr gewählt") hätten für Begriffe wie "Bewegung und Veränderung" votiert. "Klarerweise, weil die Sozialdemokraten alle total verknöchert" waren. Wenn, dann müsse man eigentlich der SPÖ den Hauptvor- wurf für die jetzige Entwicklung machen, weil diese vorher "eine Scheiss-Politik gemacht und sich nicht mehr bewegt" habe.

Die "Schlüsselfigur Schüssel" sei zwar letztendlich der ÖVP-Vorsitzende selbst gewesen, dessen "Profilierungsneurose" die EAV im Song konterkarieren. Aber dass der seine Partei ("unter 20 Prozent, mit beiden Beinen im Grab stehend und gerade dabei sich niederzulegen") wieder aufrichten wollte, könne man ihm nicht vorwerfen. "Dass er das aber um diesen hohen Preis gemacht habe, sei das Risiko eines Gamblers".

Musiker-Protest!?
Und was machen die österreichischen Musiker und Musikerinnen? Es sollte - ähnlich World-Aid - ein Song entstehen, bei dem alle gemeinsam singen, erzählt Eberhartinger. Das aber habe sich durch Profilierungsprobleme Einzelner verzögert. Gescheitert sei das Projekt dann aber an der Frage: "Ja wo spielt ihr das denn?". Nur bei den Auftritten war offenkundig zu wenig. Und in das Radio kommen die österreichischen Künstler schon lange nicht mehr. Ö3 sei "der einzig englischsprachige Sender Österreichs", so die EAV-Persiflage im Titel "ÖD3".

Die EAV habe danach beschlossen, ihren Haider-Schüssel-Song auf die nächste CD zu packen. Was die anderen jetzt machen, wisse er nicht so genau. Der Fendrich habe ihn aber überrascht: "Das ist ein aufrechter Antifaschist, der mault auch". Entsprechend solle es auch ein Projekt von "A3" (Danzer-Fendrich-Ambros) geben.

Für sie selbst sei der inkriminierte Titel wichtig. Der Grundtenor der "Gruftgranaten"-CD sei jedoch der, dass österreichische Künstler schon lange nicht mehr in den österreichischen Medien vertreten seien. Als Karikatur habe man sich daher entschlossen, die Zeit um einige Jahre anzustoßen und die Damen und Herren Rockstars im Altersheim zu zeigen. Motto: Kraft durch Bosheit! Der bekannte Cartoonist Manfred Deix hat dazu ein mit viel Akribie gezeichnetes Bild entstehen lassen. Das "Austro-Pop-Sanatorium" quasi als Endstation und "letztes Abendmahl" - mit den Spritzen-schwingenden Pflegern Haider und Schüssel im Hintergrund.

"Die können noch über sich selbst lachen, sind noch nicht komplett fossil und verkalkt", charakterisiert Eberhartinger seine Kollegen. Bis auf Stefanie Werger hätten alle die Freigabe für die textlich oft krass veränderten Songs gegeben. Aus "STS" wurden "Steinhäger-Tequila-Sliwowitz", Falcos "Amadeus" wurde "(Man muss wiss’n) Wann ma geh’n muss", denn in Österreich sei scheinbar nur ein toter Musiker ein guter Musiker. Wolfgang Ambros aka "Schwamm-Boss" muss sich als Viagra-Kandidat mit Prostataproblemen und aufgequollen im Rollstuhl schieben lassen. "Auf sieben Krücken musst du gehen, sieben Ärzte musst du überstehn..." - das Los des Peter Maffay. Und Konstantin Wecker wird zum Koks-suchenden "Nasenbär" ("Während die anderen sich alle niedergsuffa ham - legal - im Bierzelt, da war ich halt schon immer a wenig weida - praktisch eine Nasenlänge voraus...").

Schlussendlich ist die "EAV" (aka "EA-Flau / EA-Blau = eher flau/blau) auch sich selbst gegenüber nicht zimperlich. Zur Melodie des einstigen Millionenhits "Banküberfall" heisst es jetzt "Der Spitzer der ist fertig, der Eber auch / die Zukunft ham sie hinter sich / und vorne einen Bauch / Der letzte Scheck ist weg / sie sind nicht mehr liquid / Seit 20 Jahr’n ham sie keinen Hit / Ba...ba...ba...ndscheibenvorfall...". Selbstironie, wie man sie eigentlich auch Haider und Schüssel abverlangen müsste.

Bernd Schweinar
Neue Music Zeitung



Zweite Allgemeine Verunsicherung

In Österreich hält sich die Lust, einen Anti-Haider-Song im Radio zu spielen, ganz furchtbar in Grenzen

Wenn sich eine Band "Erste Allgemeine Verunsicherung" (Fankürzel: EAV) nennt und aus Österreich kommt, sollte das Publikum gewarnt sein: Das kann ja heiter werden! EAV bediente jahrelang das Klischee vom lustigen singenden Ösi mit Titeln, die Ding Dong hießen oder Würstlstand. Der Bababanküberfall erklomm 1986 in der Übersetzung Bankrobbery sogar die Spitze der US-Charts. Nun herrscht wieder Verunsicherung. EAV-Sänger Klaus Eberhartinger hat unter dem Namen "Die Gruftgranaten" eine Platte mit ehemaligen EAV-Kollegen aufgenommen, die gar nicht so blöd ist. Das Werk Austropop in Tot-Weiß-Tot wirkt erstaunlich ernsthaft, stellenweise geradezu politisch ambitioniert. Der Titel Valerie Valera - Haiders Sprung in der Schüssel kommt vielen Sendern allerdings derart politisch vor, dass sie das Radio- und Fernsehvolk damit lieber nicht verunsichern wollen.

"Die Original Bärentaler" alias Gruftgranaten alias EAV singen auf der CD über Jörg Haiders Hilfsdienste bei der Regierungsbildung: "Jö schau, jetzt bin ich Kanzler / sagt der Schüssel zu der Mama / hüpft vor Freude wie ein Tanzbär / und kriecht dem Haider in den A. / doch der kniet vor Synagogen, um sich zu rehabilitier'n / und sollte das noch nicht genügen / tut er an Neger adoptier'n. " Das Stück sei vielen Sendern zu heikel, vermutet Eberhartinger. Im Radio ist es praktisch nie zu hören.

Seit sechs Monaten regiert Jörg Haiders FPÖ in Wien mit, und für Österreichs Medien hat sich das Klima spürbar verändert. Das Motto der Haider-Partei: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Journalisten, die der FPÖ nicht genehm sind, werden von Pressekonferenzen ausgeschlossen, bekommen keine Interviews mehr oder werden mit Klagen bombardiert. Das Nachrichtenmagazin News etwa zeigte Haider mit Teufelshörnchen auf dem Cover - und wurde verklagt. Seit 1986 war Haider in mehr als 350 Gerichtsverfahren zu Medienthemen verwickelt. Viele Kommentatoren begegnen Haider deshalb mit leichter Ironie, vermeiden aber harte Kritik.

Wer trotzdem den Mund aufmacht, bekommt es mit den Anwälten der FPÖ zu tun. Die Kleine Zeitung in Kärnten hatte Haider kürzlich vorsichtig kritisiert und wurde von der FPÖ deswegen heftig eingeschüchtert. Der Kärtner Landeshauptmann solle nicht länger "dem eigenen Ego zuliebe" in der Welt herumreisen, schrieb die für Landespolitik zuständige Redakteurin Antonia Gössinger in einem offenen Brief an Haider, sondern endlich seine "Verantwortung im Land" wahrnehmen.

Eine Frage des Formats

Daraufhin rief die Kärtner FPÖ in ihrem Mitgliederblatt dazu auf, die Kleine Zeitung abzubestellen. FPÖ-Landesgeschäftsführer Kurt Scheuch nannte die Zeitung ein "linkslastiges Kampfblatt gegen unsere Gesinnungsgemeinschaft".

Aus Angst vor der FPÖ kommt, anders als bei der Kleinen Zeitung, schnell die Schere im Kopf zum Einsatz. Das ORF-Kuratorium ist mehrheitlich von Mitgliedern der ÖVP und der FPÖ besetzt, was bei einigen Redakteuren zu übermäßiger Vorsicht führt. Der "Gruftsgranaten"-Song sei "zu kabarettistisch", "zu brisant" und "zu kritisch", bekam die Münchner Plattenfirma Blanko Musik immer wieder zu hören, wenn sie bei Sendern anfragte, ob sie die CD vorstellen wollten.

"Die Texte passen formatmäßig nicht ins Programm", sagt auf Anfrage auch Walter Reischl, Musikchef bei Radio Steiermark, "wir sind ein unabhängiger Sender und können keine politischen Songs spielen, sonst würden wir ja Partei ergreifen. Ein Anti-Haider Song auf Radio Steiermark - das geht nicht!" Martin Blank, Programmchef beim niederösterreichischen Privatsender RPN, sagt:"Völlig wertfrei betrachtet: Das Album ist bei uns nicht spielbar, weil das einfach keine gute Radiomusik ist. " Bei Bayern 3 und Antenne Bayern war Klaus Eberhartinger jeweils eine Stunde zu Gast, um seinen Anti-Haider-Song vorzustellen.

Öd 3 - steif dabei

Die ORF-Fernsehsendung Willkommen Österreich feiert sonst jedes Ösi-Sternchen ausgiebig, wollte Eberhartinger aber auch nicht im Studio willkommen heißen. Der Künstler sei bereits für den Herbst eingeladen, um seine neue EAV-CD zu präsentieren, heißt es beim ORF. Bei Eberhartinger kam die Absage so an: Wenn er mal wieder was recht Lustiges mache, könne er gerne vorbeischauen, aber bitte ohne politische Absichten. Die Entscheidung über die Einladung von Stargästen treffe die Redaktion "ausschließlich nach journalistischen Gesichtspunkten", sagt Reinhard Mildner, verantwortlich für Willkommen Österreich. Von einem Auftrittsverbot könne nicht die Rede sein. Nur in Ausnahmefällen würden Stargäste mehrmals bei Willkommen Österreich eingeladen. In der populären Fernsehshow werden oft CDs vorgestellt, die Nummern werden nur mit einigen Takten angespielt. "Das Argument, der Inhalt der CD sei zu politisch, entkräftet sich dadurch von alleine", argumentiert Reinhard Mildner.

Der Humor des Künstlers habe sich sicher nicht wesentlich verändert, sagt Hage Hein von Eberhartingers Plattenfirma Blanko Musik, "und es gibt auch jede Menge Unpolitisches auf dem Album". Der 50-jährige Eberhartinger beschäftigt sich auf der CD musikalisch und inhaltlich nur am Rande mit Haider, hauptsächlich geht es um den Niedergang des Austro-Pops. Er verulkt die "3 Senilöre" Rainhard Fendrich (Rainhard Fencheltee), Wolfgang Ambros (Wolfgang Schwamm-Boss) und Georg Danzer (Morschi Danzer). Die Songs tragen Titel wie Würstchen an die Macht oder Öd 3 - steif dabei. Kann denn Schwachsinn Sünde sein?

Klaus Eberhartinger ist über den Umgang der österreichischen Sender mit seinem regierungskritischen Stück "belustigt bis entsetzt". Eine Ausnahme machte nur das ORF-Landesstudio Salzburg. Als Eberhartinger dort kürzlich zu Gast war, um die CD mit dem Anti-Haider-Song zu präsentieren, berichtete ihm ein Redakteur über eine Begegnung mit der FPÖ. Haiders Bodyguard habe sich nach einer Talkshow vor dem ORF-Mitarbeiter aufgebaut und geraunt: "Du kommst auch noch in unsre Gass'n. " Ja, Servus!

TITUS ARNU - Süddeutsche Zeitung 11 August 2000

Bildunterschrift:
Die "Gruftgranaten" machen das, was Österreicher am besten können: Sie blamieren andere Österreicher. In Deix' Austropop-Sterbezimmer ist es verboten, Selbstmord zu begehen oder "in die Hose Lulu" zu machen. Jörg Haider (re. ) hat auf das Airplay der CD offenbar einen gewissen Einfluss.
 

 L y r i c s


Valerie,Valera - Haiders Sprung in seiner Schüssel

Tief im Herzen von Europa
Liegt ein schönes kleines Land
Das trotz Mozart, Wien und Oper
Auf dem Globus kaum bekannt

Doch das hat sich nun geändert
Denn das Volk das hat gewählt
Und hat jetzt eine Regierung
Die erstaunt die ganze Welt

Und von Washington bis Brüssel
Ist der Zugang scharf vermint
Danke Haider, Danke Schüssel
Jedes Volk bekommt was es verdient

Vallerie, Vallera immer wieder Austria
Vallerie, Vallero wir sind die Krone der EU
Vallerie, Vallera immer wieder Austria

Ja das hat uns gerade noch gefehlt
Heut kennt uns jeder auf der ganzen Welt

[Stimme Jörg Haider:]

Im dritten Reich gab es Vorfälle,
die nicht Entschuldbar waren,
wenn sie so wollen war es halt Massenmord.
Natürlich gibt es Äußerungen, die mir zugeordnet werden,
für die ich mich auch meinetwegen entschuldige.

Jö schau, jetzt bin ich Kanzler, sagt der Wolfgang zur Mama,
hüpft vor Freude wie ein Tanzbär und kriecht dem Haider in den A....
Aber der kniet vor der Synagoge,
um sich zu rehabilitieren und
sollte das noch nicht genügen wird er an Neger adoptieren.

Immer wieder, immer wieder Österreich

Doch am Horizont ist Hoffnung, da steht ein riesengroßes Klo,
dort hin zieht´s die beiden Helden und ihr Abgang der klingt so:
"... geh Jörgerl jetzt hab ich mir das Mascherl schmutzig gmacht
sind lauter braune Würschtln drauf"

Vallerie, Vallera immer wieder Austria
Vallerie, Vallero wir sind die Krone der EU
Vallerie, Vallera immer wieder Austria

Ja das hat uns gerade noch gefehlt
Heut kennt uns jeder auf der ganzen Welt

 M P 3   S a m p l e s


Currently no Samples available!